Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 1/2020

6 Foto: christian42 -stock.adobe.com Der Maschinenbau muss sich in schwierigem Umfeld behaupten „Diese drei Entwicklungen waren maß- geblich dafür verantwortlich, dass Auf- tragseingänge und Produktion im Jahr 2019 deutlich unter das Vorjahres- niveau gerutscht sind“, sagte VDMA- Präsident Carl Martin Welcker auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt. Die Produktion im deutschen Maschi- nenbau sank in den ersten zehn Mo- naten des Jahres um real 1,8 Prozent zum Vorjahr, die Auftragseingänge gin- gen im selben Zeitraum um 9 Prozent zurück. Die Kapazitätsauslastung lag im Oktober mit 83,9 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt von 86,2 Prozent. „Unsere Industrie steckt nicht in einer Krise, aber viele unserer Kun- den sind verunsichert und verschieben oder stoppen derzeit ihre Investitionen. Wir werden 2019 daher voraussichtlich mit einem Produktionsminus von 2 Pro- zent auf rund 218 Milliarden Euro ab- schließen“, sagte Welcker. 2020 noch kein neuer Schwung in Sicht Für das laufende Jahr rechnen die VDMA-Volkswirte nach wie vor mit einem weiteren Produktionsrückgang von real 2 Prozent. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Die Auftragsbücher wer- den sich, positivere Geschäftsklimadaten vorausge- setzt, erst im Laufe des Jahres wieder füllen. Aufgrund technisch bedingter Durchlaufzeiten werden diese Aufträge nicht vor dem zweiten Halbjahr wieder zu Produktionswachstum führen. Voraussetzung dafür ist, dass sich insbesondere der Handelskrieg zwischen den USA und China nicht weiter verschärft. „Die aktuell zu beobachtende konjunkturelle Entspannung in Deutschland und auf wichtigen Auslandsmärkten ist nicht viel mehr als ein Ende des Abwärtsprozesses. Sie kann eine leichte Belebung im Jahresverlauf 2020 ein- leiten und hoffentlich wird sie das auch. Für eine Entwarnung ist es aber zu früh, denn die weltwirt- schaftliche Entwicklung wird nach wie vor durch ein hohes Maß an Unsicherheit belastet“, sagte der VDMA- Präsident. Gute Beschäftigungslage kommt unter Druck Auch die gute Beschäftigungslage im deutschen Ma- schinenbau könnte somit unter Druck geraten. Im September 2019 waren es insgesamt 1,073 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten, plus 0,6 Prozent zum Vorjahr. Damit bleibt der Maschinenbau größter indus- trieller Arbeitgeber in Deutschland und ist zugleich auch wichtigster Ingenieur-Arbeitgeber. Hier wurde zuletzt ein Rekordwert von 200.000 im Maschinenbau beschäftig- ten Ingenieurinnen und Ingenieuren erreicht. „Wir müssen aber davon aus- gehen, dass wir den Höchststand der Beschäftigung gesehen haben. Die Un- ternehmen werden zwar alles tun, um ihre Fachkräfte auch in schwierigen Zei- ten zu halten – aber ob das jedem ge- lingt, ist fraglich. Bisher profitierten zahlreiche Unternehmen noch von Auf- tragsbeständen. Doch die Decke wird dünner. Jeder dritte Betrieb, exakt 35 Prozent, klagt inzwischen über Auf- tragsmangel“, sagte Welcker. Lob und Kritik für die Industriestrategie 2030 Der VDMA bewertet die von Bundes- wirtschaftsminister Peter Altmaier jüngst vorgelegte Industriestrategie 2030 im Grundsatz positiv.„Der Minister hat die Kritik aus der Industrie gehört und größtenteils berücksichtigt. Er be- kennt sich zu Wettbewerb und Sozialer Marktwirtschaft“, lobte Welcker. Positiv zu werten sei auch das Bekenntnis zu offenen Märkten und Technologieneu- Die Maschinenbauer aus Deutschland müssen sich in einem zunehmend schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld behaupten. Das Jahr 2019 war geprägt von einer schwachen Weltkonjunktur, immer härteren Drohungen und Sank- tionen in den globalen Handelsstreitigkeiten sowie einem tiefgreifenden Strukturwandel in der Autoindustrie.

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