Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 1/2020

„Neugierig, liberal und ungebunden“ Thüringen 28 Foto: Arlene Knipper Ute Bergner schlicht als Unternehmerin zu betiteln ist nicht falsch, aber ihrem Profil wird es nur bedingt gerecht. Die Jenenserin ist promovierte Physikerin, vierfache Mutter, dreizehnfache Großmutter, FDP-Politikerin, Landtagsabgeordnete – und ja, sie ist auch eine erfolgreiche Unternehmenschefin mit Weitblick und großem so- zialen Engagement. WIRTSCHAFTSSPIEGEL-Autorin Susi Groth hat die 62-Jährige auf ihrem Firmengelände in Großlöbichau besucht. .Im Porträt: Ute Bergner, 62, Chefin der Firma VACOM. Über die erste Frage, wie sie sich selbst mit drei Worten beschreiben würde, muss Ute Bergner nur kurz nachdenken und antwortet dann ohne zu zögern: „Neugierig, liberal und ungebunden.“ Und über all dem throne ihre Leiden- schaft für die Physik, die sie seit ihrer Kindheit in sich trage und die mit der ersten Physikstunde in der sechsten Klasse entfacht wurde. Da war sie gera- de zwölf Jahre alt. Ute Bergner erinnert sich: „In einer mei- ner ersten Physikstunden machte unser Lehrer ein Experiment. Er legte einen schrumpeligen Apfel unter eine Vakuumglocke, die er abpumpte und plötzlich wurde der Apfel prall ... Das fand ich absolut faszinierend. Von da an war ich mir sicher, dass ich ein- mal Physik studieren werde.“ Ute Bergners Weg war von da an vorgezeichnet: Sie studierte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Physik, arbeitete daraufhin als wissenschaftliche Mit- arbeiterin an der Uni und promovierte. Eigentlich hatte sie damals schon vor, in der Wirtschaft tätig zu werden. Ein Angebot von Zeiss, im Außenhandel tätig zu wer- den, lag ihr sogar bereits vor. Aber die Stelle hätte sie nur unter der Vorraussetzung antreten dürfen, dass sie all ihre Kontakte zur Verwandtschaft in der BRD und ihre vielen internationalen Brieffreundschaften abbrechen würde. Oder zumindest jeden Kontakt zu die- sen Menschen der Staatssicherheit mel- den würde. Beides lehnte sie ab und verzichtete damit auf die erträumte Jobperspektive. Zu ihrem Glück fiel kurz darauf die Mauer. Im Jahr 1990 bewarb sie sich dann bei der Schweizer Vakuum-Firma Balzers – und wurde eingestellt. „ Als die hörten, dass ich dreifache Mutter bin, haben die

RkJQdWJsaXNoZXIy NDE3NTI=